Stefan Theiss [at] GUC CAMPUS BERLIN

Projekte GUC Berlin, GD6, Spring 2016

Kommunikationshilfen
für globale Migrationsbewegungen

Im Herbst/Winter 2015 sieht sich die Gesellschaft mit den Herausforderungen konfrontiert, die sich durch die starken Migrationsströme nach Europa ergaben. Diese Herausforderungen liegen nicht zuletzt im Bereich der Kommunikation. Migranten aus dem sog. arabischen und vorderasiatischen Raum bringen nicht nur eine andere Sprache mit, sondern auch andere Schriftsysteme und Kommunikationskulturen.

 

Im Rahmen des Projektunterrichts im Studiengang Graphic Design an der GUC am Berlin Campus im Springsemester 2016 wurden Design-Lösungsansätze gesucht und entwickelt, die sprachliche und kulturelle Brücken und Hilfestellungen bieten.

 

Dabei entstanden analoge und digitale Kommunikationsdesignlösungen, die Aspekte der bildgestützen, nonverbalen / multiingualen, multiscriptualen / interkulturellen Kommunikation im Fokus haben.

Orientiert an und projiziert auf die Anforderungen, die sich aus der sog. Flüchtlingskrise in Deutschland am Standort Berlin ergeben haben.

Schnell hat sich dabei herauskristallisiert, dass der Fokus auf den Phasen nach Ankunft und erster Orientierung liegen soll. Die Projekte sollen Kommunikationshilfen und Brücken sein, die Partizipation und Integration ermöglichen.

 

Da sich die Gesamtsituation während des Semesters von Februar bis Mai 2016 durch politische Entscheidungen und behördliche Maßnahmen deutlich geändert hatte, erwies sich diese Entscheidung als richtig und zukunftsorientiert.

So wurden z.B. Orientierungssysteme für Anlaufstellen zunehmend unwichtiger. Dafür aber Sprach- und Kulturbrücken für den Alltag immer relevanter.

 

Die Designstudenten aus Kairo bringen dazu Kompetenzen und Voraussetzungen mit, die die gestalterische Auseinandersetzung mit dem Thema befördert:

 

• Multilingualität

Sie sprechen, bereits durch früheste Ausbildungswege bedingt, arabisch und english; aber auch deutsch und andere Sprachen.

• Biscriptualität

Als Grafikdesignstudenten sind sie mit der lateinischen und arabischen Schrift und Typografie vertraut.

• Interkulturalität

Kairo ist eine internationale Metropole. Die Studenten sind einerseits ägyptisch-arabisch geprägt. Andererseits durch das urbane Umfeld und Ausbildungswege (beginnend mit internationalen Kindergärten in Kairo) auch mit westlichen Kulturen aus persönlicher Erfahrung vertraut.

• Fremdsein

Als Besucher aus dem arabischen Raum sind sie selbst Fremde in Berlin. Und haben deshalb mit ähnlichen Kommunikations- und Orientierungsproblemen zu kämpfen wie die Migranten/Flüchtlinge.

Das sind beste Voraussetzungen um bei der Recherche, Analyse und Konzeption den notwendigen Perspektivwechsel  Designer–User machen zu können.

 

Diese Voraussetzungen ergeben einen Verständnisvorteil gegenüber manch europäischem Designer.

 

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